Woran erkenne ich die Note eines Arbeitszeugnisses?

Grundsätzlich unterscheidet man zwei Zeugnisarten: das gewöhnliche Arbeitszeugnis und das qualifizierte. Während das gewöhnliche Zeugnis darüber informiert, welche Tätigkeiten man im Unternehmen ausgeübt hat, enthält das qualifizierte Arbeitszeugnis eine Note wie in der Schule. Statt Zahlen werden hier aber Formulierungen verwendet, aus denen sich die Arbeitszeugnis-Note ableiten lässt.

Das ist nicht immer einfach, denn grundsätzlich klingen alle Formulierungen auf den ersten Blick positiv. Vorsicht ist geboten: Lobt das Zeugnis zum Beispiel, dass man sich im Beruf bemüht hätte, klingt das zwar gut. Es bedeutet aber auch, dass man in seinen Bemühungen eher schlecht war. Die Arbeitszeugnis-Note wäre in diesem Fall nicht positiv.

Der rechtliche Rahmen für die Arbeitszeugnis-Note

Das qualifizierte Arbeitszeugnis muss von jemandem ausgestellt werden, der die Leistungen des zu Beurteilenden auch wirklich bewerten kann. Selbstverständlich muss derjenige, der die Arbeitszeugnis-Note festlegt, auch bei der Wahrheit bleiben und darf keine Dinge bemängeln, die es während der Arbeitszeit nicht zu bemängeln gab.

Eine weitere Pflicht ist es, das Zeugnis wohlwollend, also nicht negativ, zu formulieren, denn der weitere berufliche Werdegang soll durch das Zeugnis nicht erschwert werden. Zuletzt muss das Arbeitszeugnis außerdem vollständig sein. Es dürfen also keine Informationen fehlen, die ein zukünftiger Arbeitgeber erwartet.

Schlechte Bewertungen im Arbeitszeugnis erkennen

Wer als Arbeitnehmer sein Arbeitszeugnis ausgehändigt bekommt, weil das betreffende Arbeitsverhältnis endet, fügt dieses Zeugnis natürlich seinen Bewerbungsunterlagen bei, schließlich soll ein potentieller neuer Arbeitgeber einen Eindruck von den Leistungen und Fähigkeiten erhalten. Dass das Arbeitszeugnis positiv sein sollte, um einen guten Eindruck zu hinterlassen, versteht sich dabei von selbst.

Auf den ersten Blick erscheint ein Arbeitszeugnis für den Laien in der Regel immer vielversprechend, da keine negativen Formulierungen enthalten sein dürfen. Dies bedeutet aber keineswegs, dass schlechte Noten nicht auch Gegenstand eines Arbeitszeugnisses sein können. Die spezielle Zeugnissprache erlaubt genaue Abstufungen, die mit dem aus der Schule bekannten Notensystem durchaus verglichen werden können. Der Satz „Er bemühte sich, die ihm übertragenen Aufgaben zu erfüllen.“ klingt zunächst gar nicht schlecht, zeugt in einem Arbeitszeugnis aber von einer vollkommenen Überforderung des Arbeitnehmers und entspricht somit der Note 5 oder 6. Wer dem Arbeitszeugnis zufolge Verständnis für seine Aufgaben zeigte, wird gewissermaßen fast als Arbeitsverweigerer dargestellt. Arbeitnehmer, die ihr Arbeitszeugnis richtig lesen wollen, sollten entsprechende Fachliteratur konsultieren und anhand dieser die Noten analysieren.

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